Details sind immer vulgär
*Gastkuratorin
Nina Childress
Räume 16 & 17, Altbau
Akademie der Bildenden Künste München
23. - 30. Juli 2017
Foto (c): Fernanda Vilela, Anke Doberauer, München
„One should absorb the colour of life, but one should never remember ist details.
Details are always vulgar.“
Oscar Wilde, The Picture of Dorian Gray, Kapitel VIII
Details aus Gemälden der Künstler der Klasse werden in höchster Auflösung auf metergroße Plakatbahnen reproduziert und an die fast sieben Meter hohen Wände des Ausstellungsraumes tapeziert. Die Materialität der Farbe, die Struktur der Leinwand, ja sogar Staubfäden auf der Oberfläche, sonst nur unter der Lupe sichtbar, erhalten monumentale Präsenz. Das Display der Ausstellung entsteht, autogeneriert, aus den Gemälden selbst. Gleichzeitig wird jeder Ausschnitt aus den figürlichen Gemälden, ist er nur klein genug, zur abstrakten Komposition. Fremdkörper wie Zeichnung, Fotografie und Video, diskret eingefügt, hinterfragen in ihrer anders gearteten physischen Präsenz die Integrität des Mediums Malerei. Im klinisch weiß gehaltenen Nachbarraum bildet ein einzelnes großes Bild in seiner friesartigen, zentrumslosen Zerstückelung in Einzelteile und seine flache, durch extreme Abwesenheit von Oberflächenreizen seltsam anti-malerisch wirkende Anmutung den Kontrapunkt zur Inszenierung malerischer Materialität im großen Raum.
Die Reproduktion bekommt durch die Verschiebung der Maßverhältnisse einen Realitätscharakter, welche den der auf diese Tapete gehängten realen Gemälde untergräbt und zugleich erhöht: die „fake-paintings“ wirken als Trompe-l’œil malerischer Oberfläche. Der Körper des Betrachters findet sich wie in Gullivers Reisen zwergenhaft wieder in einem überlebensgroßen Layout aus vulgären, fast scatologisch materiell wirkenden malerischen Fake-Oberflächen. Ohne White Cube oder Rahmen ihrer sakralen Aura beraubte Malerei tritt in Dialog mit durch das digitale Auge überhöhter oder augmentierter malerischer Realität.
Die Gastkuratorin Nina Childress (*1961, Pasadena, Kalifornien) lebt in Paris und lehrt Malerei an der École Nationale Supérieure d'Art et de Design in Nancy
ERÖFFNUNG
Mittwoch, 14. Juni 2017
19 Uhr
Galerie im Alten Rathaus
Alte Rathausstraße 22
Prien am Chiemsee
Ausstellungsdauer: 15.06.-09.07.2017 DI bis SO von 14:00 bis 17:00 Uhr +49 (0)8051 92929
Als erste Ausstellung zeitgenössischer, junger Kunst in der umgebauten Galerie im Alten Rathaus zeigt der Kulturförderverein Prien die Malerin Anke Doberauer mit ihrer Klasse für Malerei und Grafik der Münchener Akademie der Bildenden Künste.
Die Künstler nahmen die Ausstellung zum Anlaß, um sich vor Ort im Rahmen eines Plein-Air-Malereiworkshops mit der Chiemseelandschaft und dem Wirken der historischen Künstlerkolonie auseinanderzusetzen. Im Verein mit anderen Werken der jungen Künstler gezeigt, bilden die neu entstandenen Arbeiten das Herzstück der Ausstellung. Das Leben in einer Künstlerkolonie ist angesichts der fortschreitenden Fragmentarisierung unseres städtischen Lebens ein aussterbendes Konzept. Die Plein-Air-Malerei, also das direkte Malen vor Ort an der freien Luft, hatte in der Genese der modernen Kunst eine zentrale Rolle gespielt, von John Constable über die Schule von Barbizon und Gustave Courbet bis hin zum Impressionismus und Cézanne. In eigentlich allen europäischen Ländern waren Plein-Air-Malerkolonien entstanden. In der heutigen Zeit, in der Wirklichkeit weitgehend durch digitale Medien vermittelt wird, wirkt es dagegen zunehmend exotisch, wenn Maler die Realität noch in ihrer unmittelbaren visuellen und taktilen Umgebung verorten. Spätestens seit dem Siegeszug der Pop Art ist das Malen nach Photos allgemeiner Standard. Besonders aber die Darstellung landschaftlicher Schönheit wirkt problematisch, sie hat etwas ebenso Unzeitgemäßes wie Blumensträuße oder Sonnenuntergänge, und anders als in ironischer Brechung scheint sie kaum mehr möglich zu sein. Die jungen Künstler überprüfen im Experiment des Workshops, ob es heute noch möglich ist, die unbestreitbare Naturschönheit dieser Landschaft in gültigen, wahren und absolut zeitgenössischen Werken darzustellen: Blicke des einundzwanzigsten Jahrhunderts auf den schönen und zugleich vom Massentourismus gezeichneten Chiemsee.
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Chiemgau Zeitung, 13.06.2017
Fraueninsel, Chiemsee
23. Mai - 05. Juni 2017
Alle Bilder: (c) Anke Doberauer
Ausstellung der Klasse Anke Doberauer
Altes Gefängnis
Obere Domberggasse 16
85354 Freising
Kulturverein Modern Studio Freising e.V.
Reihe „Ortswechsel“
Ausstellungsdauer: 24.03.-09.04.2017
Ortswechsel: Die Klasse Anke Doberauer der Akademie der Bildenden Künste München im Alten Gefängnis Freising
In der Reihe "Ortswechsel" zeigt der Kulturverein Modern Studio Freising e.V. ein Projekt der Klasse Anke Doberauer der Akademie der Bildenden Künste München.
Der von den Studenten für ihre Arbeiten gewählte übergreifende Titel FREISINGSING spielt an auf das in der Popkultur oft zitierte U.S.-Gefängnis SingSing und nimmt gleichzeitig Bezug auf den allen Menschen innewohnenden Drang nach Freiheit und auf die Grausamkeit der Isolation.
Das auch aus der Auseinandersetzung mit den historischen Ausstellungsräumen - der ehemaligen Gefängnisdirektoren-Wohnung - resultierende Ergebnis ist eine brisante Mischung aus beklemmender Direktheit und fesselnder Intensität. Durch Farbe, Leinwand und Mixed Media eröffnet die Ausstellung Einblicke in verschiedenste Ansätze und kreative Prozesse junger Künstler.
Ausstellende:
Burcu Bilgic, Yuhao Chen, Anaïs Cousin, Julia Emslander, Xenia Hartok, David Ilzhöfer, Felix Klajnermann, Amelie Köppel, Sebastian Maas, Bastian Meindl, Tom Messavilla, Moritz Moll, Jeanette Scheina, Anne Schönberger, Junpei Uchida, Karolina Vocke, Jia Yoo.
Alle Bilder: (c) David Ilzhöfer
Klasse Anke Doberauer
Akademie der Bildenden Künste München
Akademiestr. 2-4 D-80799 München
Räume 16-17, 1.OG Altbau
anna.baumgartner[at]adbk.mhn.de